15 sind noch lange keine 140!
Samstagsmorgens, 6.50 Uhr, am Baldeneysee in Essen. Die Temperaturen befinden sich unter dem Gefrierpunkt. Meine Motivation aus dem beheizten Autositz aufzustehen und das warme Auto zu verlassen, hält sich an diesem Morgen stark in Grenzen. Wäre ich doch mal liegen geblieben und hätte den Eisblumen vom Bett aus beim Wachsen zugeschaut, statt sie später auf dem Board zu bewundern.
Doch es hilft nichts! – Schließlich paddeln sich 140 km nicht von alleine!
In Gedanken immer noch unter meiner warmen Bettdecke, gebe ich mir einen Ruck und stoße die Tür des Autos auf. Väterchen Frost begrüßt mich gleich mit seinem eisigen Atem.
Ich kann die Stimme meiner Frau im Wind hören: „Du bist verrückt!“ – vermutlich hat sie recht!
Doch das Projekt steht und mein Ziel ist bereits klar formuliert: Ich will die 140 km zugunsten der Stiftung des Uniklinikums schaffen!
Die erste körperliche Ertüchtigung findet bereits während des Aufpumpens des Boards statt. Anschließend geht es mit Trockenanzug und Neoprenschuhen aufs Wasser. Auf dem Programm stehen heute 10 km Grundlagenausdauer. Nach nur wenigen Metern mit zahlreichen abrupten Vollbremsungen aufgrund des Algenteppichs, klirrender Kälte und dem sehr böigen Wind, verfluche ich an diesem Morgen meine Abenteuerlust. Hätte ich mal auf meine Frau gehört! – Wahrscheinlich werde ich diesen Satz noch mehrmals in den nächsten Wochen und Monaten wiederholen. Vor allen Dingen dann, wenn die Temperaturen weiterhin unter dem Gefrierpunkt bleiben.
Nach den ersten zwanzig Minuten fühle ich meine Zehen und Finger nicht mehr. Ich bin mehr als erleichtert, dass das Projekt im Sommer stattfinden wird.
Die fantastische Morgenröte und ein leichter grauer Schleier auf der Wasseroberfläche verhindern an diesem Morgen einen totalen Motivationsverlust und frühzeitigen Abstieg. Es wird endlich hell und die Temperaturen steigen auf angenehme 2° Grad.
Geschafft! Nach 80 min mentaler und körperlicher Zerreißprobe beende ich, mittlerweile auf einer dünnen Eisschicht stehend, das Training. Die Vorfreude auf ein Frühstück mit der Familie lässt die kalten Finger und Zehen vergessen. Jetzt noch schnell zum Bäcker, denn zu Hause wartet schon sehnsüchtig die Familie auf ihre Brötchen.